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Künstliche Intelligenz verändert die Arbeitswelt

Künstliche Intelligenz verändert das Recruiting in der Schweiz grundlegend. Sie verspricht Tempo, Effizienz und mehr Fairness – birgt aber auch Risiken wie Intransparenz und unbewusste Diskriminierung. Anhand von positiven wie negativen Beispielen zeigt der Beitrag, wie KI Bewerbungsprozesse beschleunigen, aber auch Talente aussperren kann. Ein Plädoyer für den verantwortungsvollen Einsatz von Technologie und die unverzichtbare Rolle des Menschen im Auswahlprozess

BewerungAlgoritmusArbeitsmarkt

28. August 2025

Künstliche Intelligenz verändert die Arbeitswelt – und kaum ein Bereich ist davon so stark betroffen wie das Recruiting. Während früher Bewerbungen wochenlang in den Dossiers der Personalverantwortlichen lagen, übernehmen heute Algorithmen das Screening, Chatbots beantworten Fragen rund um die Uhr und Jobplattformen schlagen automatisch passende Stellen vor. Für viele Unternehmen klingt das nach einem grossen Fortschritt: Prozesse werden schneller, effizienter und teilweise sogar fairer. Ein Zürcher IT-Dienstleister berichtet beispielsweise, dass die Durchlaufzeit von Bewerbungen um mehr als die Hälfte verkürzt werden konnte, weil die KI innerhalb weniger Sekunden Lebensläufe analysiert und direkt mit offenen Stellen abgleicht. Auch Stellensuchende profitieren, wenn Plattformen mithilfe von KI gezielte Jobempfehlungen machen und so die Suche nach dem Traumjob erleichtern. Manche Firmen gehen noch weiter und anonymisieren Bewerbungen vollständig, sodass Fotos, Namen und Geburtsdaten entfernt werden. Das Ergebnis: eine vielfältigere Auswahl und mehr Chancengleichheit – etwa auch für Frauen in Führungspositionen.

Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Algorithmen lernen aus Daten, und wenn diese Vorurteile enthalten, verstärken sie diese mit mathematischer Präzision. Ein bekanntes Beispiel stammt aus den USA: Dort musste ein Tech-Konzern sein KI-gestütztes Recruiting-Tool wieder einstellen, weil es Bewerbungen von Frauen systematisch schlechter bewertete – schlicht, weil das System aus einer männlich dominierten Vergangenheit trainiert wurde. Auch die mangelnde Transparenz sorgt für Kritik. Ein Marketingfachmann aus Basel berichtete, dass er innerhalb weniger Minuten nach jeder Bewerbung bei einem Grosskonzern eine automatisierte Absage erhielt – ohne Begründung, ohne Feedback. Für ihn blieb das Gefühl zurück, gar nicht als Mensch wahrgenommen worden zu sein, sondern lediglich als Nummer in einer Datenbank. In einem anderen Fall führte die totale Automatisierung eines Logistikunternehmens dazu, dass Bewerberinnen und Bewerber mit Lebenslauflücken kategorisch aussortiert wurden – selbst dann, wenn es sich um wertvolle Erfahrungen wie Weiterbildungen, Auslandseinsätze oder Familienzeiten handelte. Das Ergebnis war ein verschärfter Fachkräftemangel, der erst durch die Rückkehr menschlicher Recruiter abgemildert werden konnte.

Am Ende zeigt sich: KI im Recruiting ist weder Allheilmittel noch Schreckgespenst. Sie ist ein Werkzeug, das Bewerbungsprozesse schneller, präziser und manchmal auch fairer machen kann – vorausgesetzt, sie wird verantwortungsvoll eingesetzt. Fachleute plädieren deshalb für das Prinzip „Human-in-the-Loop“: Die Maschine filtert vor, aber die finale Entscheidung trifft ein Mensch. Ebenso wichtig sind Transparenz, Datenschutz und regelmässige Kontrollen der Algorithmen, um Diskriminierungen zu vermeiden. Denn so nützlich künstliche Intelligenz sein mag, die menschliche Note bleibt unersetzbar. Persönlichkeit, Intuition und das gewisse Etwas, das den Unterschied zwischen zwei scheinbar gleich guten Kandidatinnen oder Kandidaten ausmacht, lassen sich in keinem Algorithmus abbilden.

So bleibt die entscheidende Frage: Wird KI im Recruiting zur Traumjobmaschine, die Chancen eröffnet – oder zur digitalen Schranke, die Talente aussperrt? Die Antwort hängt weniger von der Technologie ab, sondern davon, wie wir sie in der Schweiz einsetzen.

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